Die Kinder benötigen eine anregende, freundliche, ihren Bedürfnissen gemäße Umgebung. Der Kindergarten ist so gestaltet, dass die Kinder möglichst alle ihre Tätigkeiten selbstständig verrichten können. Zum Beispiel ist in der Küche das Geschirr in Schränken für die Kinder erreichbar untergebracht. Die Getränke stehen in kindgerechten Gefäßen auf dem Brotzeittisch jederzeit zur Verfügung.

Die Kinder haben zu allen Spielmaterialien freien Zugang unabhängig von ihrem Alter und Entwicklungsstand. Alle Kinder sollen die Tätigkeiten, die sie können, selbstständig verrichten. Überfürsorge betrachten wir als Hindernis der Selbstständigkeitserziehung. Wenn das Kind etwas noch nicht selbstständig kann oder aus emotionalen Gründen nicht in der Lage ist, bekommt jedes Kind so viel Unterstützung und Zeit, wie es benötigt. Dies bedeutet für uns, dass wir den Kindern viel zutrauen. Wir sind begleitend dabei und versuchen nur soweit helfend einzugreifen, wie uns dies die Kinder in ihrem Verhalten signalisieren. Dabei wird die Handlungskompetenz der Kinder unterstützt und ihr Selbstbewusstsein gestärkt.

Eine wichtige Voraussetzung für die Umsetzung des Erziehungskonzeptes von Maria Montessori im Kindergarten ist die Vorbereitung der Erzieherinnen. Dies bedeutet die stete Selbstvorbereitung, die Reflexion über das eigene Verhalten in der pädagogischen Arbeit. Wir sehen uns als Vorbild für die Kinder in unserem Umgang miteinander.

Die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit erfordert entsprechenden Freiraum. Jedes Kind wird gemäß seines eigenen Entwicklungsplans gefördert und kann sich somit selbstständig entwickeln. Aus diesem Grund ist die Freiarbeit auch das Kernstück der pädagogischen Arbeit. Sie entspricht dem Recht der Kinder, sie an allen betreffenden Entscheidungen entsprechend ihrem Entwicklungsstand zu beteiligen – Partizipation (§ 8 Abs. 1 Satz 1 SGB VIII, Art. 10 Abs. 2 BayKiBiG). In dieser Zeit kann das Kind entscheiden, was, wo, mit wem und wie lange es arbeitet. Das Kind wählt ein Material und beschäftigt sich so lange und so oft damit, bis sein inneres Bedürfnis gestillt ist. Dabei vollzieht es jenen Lernschritt, für den es gerade sensibel ist (sensible Phasen bedeuten begrenzte Zeitspannen, in denen ein Kind hohe Bereitschaft und Fähigkeiten für die Aneignung bestimmter Lerninhalte zeigt). Für die Wiederholung dieser Tätigkeiten benötigen die Kinder genügend Zeit, denn durch die Wiederholungen erfolgt das eigentliche Lernen. Dabei gewinnen sie Sicherheit und Selbstvertrauen.

Wir bieten ihnen das Material an, das von seiner Anforderung her über den Entwicklungsstand hinausweist und so ihre Neugierde und ihr Interesse anregt.

Durch die heterogene Altersgruppe der Kinder richtet sich das Interesse auf ganz unterschiedliche Arbeiten. Jüngere Kinder werden von älteren Kindern angeregt, die älteren von den jüngeren bestärkt. So ist individuelles und soziales Lernen möglich. Schon im Kindergarten wird die Basis für späteres Arbeiten in einem Team gelegt

„Die Freiheit unserer Kinder hat als Grenze die Gemeinschaft, denn Freiheit bedeutet nicht, dass man tut, was man will, sondern Meister seiner selbst zu sein“ (M. Montessori). Von den Kindern nachvollziehbare Regeln erleichtern die Kommunikation untereinander und werden meist von den Älteren an die folgende jüngere Altersgruppe weitergegeben.

Beobachtung ist eine zentrale pädagogische Arbeit, bei der wir das Kind ganzheitlich in verschiedenen Situationen beobachten. Diese Beobachtungen des Teams werden regelmäßig ausgetauscht, reflektiert und durch die Fragebögen PERIK, SISMIK und SELDAK ergänzt und dokumentiert. Anhand der Beobachtungen werden dem Kind passende Materialarbeiten oder Zusammenarbeit mit anderen Kindern angeboten, um Fähigkeiten und Fertigkeiten des jeweiligen Kindes zu unterstützen. Diese Beobachtungen dienen als Grundlage für Elterngespräche, um den Entwicklungsstand des Kindes darzustellen.

Jedes Kind ist anders, jedes Kind ist einmalig und folgt einem eigenen in sich tragenden Entwicklungsplan. Heute gibt es viele wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, was, wie viel und wann ein Kind etwas können sollte. Bei der Erziehung geben viele Experten ihren Rat. Der Wunsch, in der Erziehung alles richtig zu machen, setzt Eltern manchmal unter Druck und verunsichert. Es geschieht häufig, dass man sein Kind mit anderen Kindern vergleicht und sich um dessen Entwicklung sorgt. Dabei tritt die Freude an der Einmaligkeit des Kindes in den Hintergrund, die Konzentration erfolgt auf die „Fehler“ des Kindes.

Mit unserer Arbeit möchten wir die Eltern ermutigen, dem individuellen Entwicklungsplan ihres Kindes zu vertrauen und ihr Kind zu bestärken, diesem zu folgen. Kinder gehen dabei ganz unterschiedliche Wege, um ein und dasselbe Ziel zu erreichen und oft ganz anders, als wir Erwachsene uns dies vorstellen.

Der Erzieher sieht sich in folgenden Aufgaben: die Kinder aufmerksam zu beobachten, zu begleiten, sie zu ermutigen, ihnen Zuspruch zu geben und zu trösten. Das Interesse richtet sich auf das geistige Wachstum des Kindes und nicht auf das Erreichen eines bestimmten Lernziels. Das Vertrauen in die kindlichen Kräfte ermöglicht das Begleiten der Lernaktivitäten mit Respekt und Achtung. Nur auf dem Boden von Liebe und Vertrauen kann das Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl des Kindes wachsen, kann Achtsamkeit entstehen.